Das 1907 – 1908 errichtete Tennisclubhaus in Chemnitz gehörte trotz geringer Größe zu Henry van de Veldes reifsten Bauten. Das auf einem Restgrundstück von unregelmäßigem Zuschnitt errichtete Gebäude lehnte sich an eine Brandmauer an, öffnete sich dagegen fast vollständig auf der Schauseite gegenüber den Spielplätzen. Erreicht wurde damit eine skeletthafte Architektur, die geschlossene Wände vermied und große Aussichtsfenster ermöglichte. Deutlich traten zwischen diesen nun die tragenden Pfeiler hervor.

Die äußerst sachlich gestalteten Aufenthaltsräume besetzten das Hauptgeschoss, das Zimmer des Vorstandes lag in der oberen Etage hinter der durchlaufenden Terrasse. Die Treppe fügte sich der beengten Situation entsprechend unauffällig ein.

Die ingenieurhafte Grundauffassung des Äußeren bestimmte zusammen mit der knapp gehaltenen Inneneinrichtung den modernen und eigentlich zeitlosen Charakter der Anlage. Sie demonstrierte in sich den sportlichen Geist, der in ihr herrschen sollte.

 

Klaus-Jürgen Sembach

 

 

Der Chemnitzer Lawn-Tennis-Club war am 1. April 1894 gegründet, das erste Meisterschafts-Turnier in Wimbledon im Jahr 1877 abgehalten worden und erst im Jahr 1902 wurde der Deutsche Lawn-Tennis-Bund gegründet. Eines der ersten Mitglieder des Chemnitzer Clubs war der 18-jährige Fritz Eugen Esche, der von der Jahrhundertwende an bis zur Auflösung des Vereins im Vorstand des CLTC tätig war.

Als damals einziger Tennis-Club in Chemnitz zog dieser alle diejenigen an, die sich für das Tennisspiel begeisterten. Im Jahr 1914 war die Mitgliederzahl auf 104 angewachsen (51 Damen und 53 Herren) sowie 33 Junioren. 1931 wurden 202 Mitglieder registriert und 70 Junioren. Unter Spielern verstand man damals selbstverständlich nur Amateure.

 

Das Gelände für die sieben angelegten Plätze befand sich an der Goethestraße 9, zwischen der Neefestrasse und dem Goetheplatz, auf der linken Seite. Als Clubhaus diente zunächst ein Holzpavillon, der im Jahr 1908 durch ein größeres, zweckmäßiges Clubhaus ersetzt wurde. Mit der Ausführung dieses Projektes hatte Fritz Esche, dem das Grundstück gehörte, den belgischen Architekten Henry van de Velde beauftragt. Velde, ebenfalls als Innenarchitekt tätig, sollte nun für Fritz Esche ein dreistöckiges Clubhaus samt seiner Inneneinrichtung gestalten, mit aller für einen Sportclub benötigten Einrichtung und räumlichen Ausstattung.

 

Im ersten Stock befanden sich ein größerer Aufenthaltsraum, Spieltische, eine Bar mit Sitzecke, sowie im hinteren Teil die Garderoben und die Toiletten für Damen und Herren.

Der zweite Stock umfasste ein Zimmer für die Verwaltung, bzw. für den Vorstand, für die Turnierleitung und eine Teestube. Außen verlief ein großzügiger Balkon. Auch die Wohnung für den Kastellan war in diesem Geschoss untergebracht.

 

(aus einem Text von Joachim Fritz Esche)